Whisky 3D April 2016 – Alles Bourbon oder was ?

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Der April macht ja gerade wieder seinem Image alle Ehre. Wettertechnisch macht er mal wieder „was er will“. Und so sollte auch der Whisky 3D eine bunte Mischung verschiedener Whiskys werden.

Normalerweise stehen die 3D´s ja meistens unter einem Motto, aber diesmal hatte auch Uli, der den Abend leitete, Schwierigkeiten eine klare Linie auszumachen, oder wollte uns vielleicht am Anfang des Tastings nicht gleich einen Hinweis geben. So kann man sich diesmal aussuchen, ob „Bunter April-Mix“, oder „Alles Bourbon“ das bessere Motto in der Nachbetrachtung ist.

Nach unserem immer noch allseits bekannten „Eich-Whisky“, dem guten Dun Bheagan Blended Malt, ging es mit den Whisky´s des Abends los. Dieser sollte uns im Blind-Tasting gleich mal vor einige Herausforderungen stellen

Whisky 1

Beim Nosing fanden sich Wacholder-, Vanille- und schwere Holz-Noten in Kombination mit einem recht intensiven Geruch nach frischem Kiefern-Baumharz. Hinsichtlich des Alkoholgehalts waren wir uns recht schnell sicher, dass es sich nicht um eine Fassstärke handelte, sondern um einen auf Trinkstärke verdünnten Whisky mit 43 % Alkoholgehalt.

Auf der Zunge konnte der Whisky das Volumen aus dem Nosing nicht ganz weiter transportieren, was vielleicht der Reduktion auf Trinkstärke geschuldet sein mag. Der Whisky schmeckte leicht süß, etwas pfeffrig und hatte einen etwas bitteren Beigeschmack. Ein recht kurzer Abgang komplettierte das Bild.

Meine Wertung für den Whisky lag bei 4/10 Punkten. Insgesamt kam der Tropfen noch etwas schlechter an und erzielte nur 3,85 von 10 Punkten. Die Bewertungen waren aber mit einer Bewertungs-Range von 2-8 Punkten sehr kontrovers. Trotzdem bedeutete das den letzten Platz an diesem Tag.

Mein Fazit: Ein Whisky den man entweder wirklich mag, oder mit dem man eher wenig anfangen kann.

Die Auflösung sollte dann noch einen weiteren Grund für diese Wertung liefern.
Es handelte sich um einen amerikanischen Bourbon Whisky. Dieser muss zu min. 51% aus Mais bestehen und die restlichen Anteile der Maische bestehen aus Roggen und Gerste. Gelagert werden Bourbon-Whiskys in neuen Fässern aus Amerikanischer Weiß-Eiche, was die intensiven Holznoten des Nosings erklärt. Meine eigene Erfahrung mit Bourbon Whiskys ist eher bescheiden, so dass ich hier keinen qualitativen Vergleich ziehen kann. Chris, der an diesem Abend in der Küche mit Vorbereitungen für ein Wochenend-Dinner beschäftigt war, fand ihn aber ziemlich gut.

Es handelte sich um den Old Pepper Small Batch Kentucky Straight Bourbon 1780. Abgefüllt mit 43% lagert der Whisky weiteren Recherchen zur Folge für 4 Jahre im Fass, also zwei Jahre länger als für einen Bourbon-Whisky vorgeschrieben. Die Flasche liefert darauf jedoch keinen Hinweis. Die Info´s sind eher dürftig gehalten, so dass auch nur das Fehlen einer Zusatzstoff-Angabe darauf schließen läßt, das der Whisky nicht nachgefärbt wurde.

old_pepper_1780
Old Pepper Small Batch Kentucky Straight Bourbon 1780 – 3,85/10 Punkte im Tasting

Whisky 2

Weiter ging es mit einem Whisky der deutlich einheitlicher bewertet wurde als der Erste. Schaffte sich der erste Whisky machtvoll Raum in der Nase, so war hier das absolute Gegenteil der Fall. Man musste sich erst einmal „reinschnuppern“ bis man irgendwelche Aroma-Noten ausmachen konnte. Im ersten Augenblick war der Geruch fast nicht wahrnehmbar. Nach einer Weile konnte man dann Florale- und leichte Zitrus-Noten ausmachen. Unterschwellig war zudem der Geruch einer Wachskerze auszumachen.

Der sehr dezente Eindruck sollte sich auch auf der Zunge fortsetzen. Zunächst blieb der Tropfen auf der Zunge sehr unauffällig, ehe er sich auf den Geschmacksknospen bemerkbar machte. Dann nahm er an Volumen zu und spiegelte die leichten Zitrusnoten mit dezenten Holznoten und ein wenig Bitterkeit auch im Geschmack. Der Abgang war etwas länger als beim vorangegangenen Bourbon.

Insgesamt fand ich den Whisky nicht wirklich besser als den ersten, so dass ich ihn ebenfalls mit 4/10 Punkten bewertete. Bei einem recht homogenen Spektrum von Wertungen zwischen 3-6 Punkten erreichte der Whisky dann eine Gesamtnote von 4,46 Punkten im Durchschnitt.

Mein Fazit: Ein dezenter Tropfen der leisen Töne – gut geeignet für Liebhaber eher leichterer Whiskys

Whisky 2 war der Hyde Single Grain Whiskey aus Irland von Hibernia Destillers. Typisch irisch wird dieser Whisky 3-fach destilliert und dann 6 Jahre in Bourbon Fässern gelagert. Abgefüllt wird der Tropfen mit 46% Trinkstärke. Grain Whiskys bestehen, ähnlich wie Bourbon Whiskys, aus mehreren Getreiden. Im Gegensatz zum Bourbon sind aber (soweit mir bekannt) keine bestimmten Anteile vorgeschrieben, so dass das Verhältnis von Weizen, Malz, Roggen und Gerste hier nicht angegeben werden kann. Sie bilden zudem das Rückrad vieler Blended Whiskys und werden selten, so wie hier, als Single Grains abgefüllt.

Hibernia Destillers ist ein neuer, unabhängiger Abfüller in Irland, der bisher meist Whiskeys der Cooley Destillerie verwendet hat.

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Hyde Single Grain Whisky 6 Jahre 46% – 4,46/10 Punkte im Tasting

Whisky 3

Als Abschluss, soviel sei hier schon verraten, sollte uns dann doch noch ein Schotte serviert werden. Und dieser Schotte war eine echter „Früchtekorb“. Im Nosing wurde das Sinnesorgan von Ananas-, Marillen- und Birnen-Noten förmlich gesättigt.

Diese Aromen setzten sich dann stringent auch auf der Zunge fort, ergänzt um Holz- und leichte Pfeffer-Noten. Ein schöner langer Abgang, der in einem interessanten Nachgeschmack nach grünem Tee endete, rundeten das Bild ab.

Bei der Einschätzung war es einfach diesen Whisky als Fassstärke zu identifizieren, auch wenn die Prozent-Schätzungen doch deutlich auseinander gingen. In der Auflösung stellte sich dann heraus, dass der Whisky mit 56,6 % abgefüllt wurde.
Auch mit Speyside als Region lagen wir beim fröhlichen Destillerien-Raten richtig.

Es handelte sich um einen 18 jährigen Benrinnes, abgefüllt vom unabhängigen Abfüller „The Whisky Chamber„. Der Whisky wurde weder koloriert, noch kühlfiltriert und in Bourbon-Hogshead Fässern gelagert.

Bei der Bewertung war die Skala wieder weit gefächert zwischen 2-9 Punkten. Meine Wertung lag bei 7/10 Punkten. Im Durchschnitt erhielt er 6,39/10 Punkten, also unzweifelhaft unser Tagessieger.

Fazit: Ein sehr leckerer Whisky für Liebhaber fruchtiger Whiskys

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The Whisky Chamber – Benrinnes Single Malt Scotch Whisky 18 Jahre – Im Tasting 6,39/10 Punkten