Toki Blend Flasche

(De-)Constructing Toki – Whiskykoch Event im September 2020

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Japan – Das Land der aufgehenden Sonne

Japan hat mich als Land schon immer fasziniert. Es zeigt für mich, wie Tradition und Moderne auf wunderbare Weise co-existieren können und wie scheinbare Gegensätze sich auf wundersame Weise ergänzen.

Tempelpagode mit Tokyo Skytree im Hintergrund
Pagode des Senso-ji Tempels mit Tokyo-Skytree im Hintergrund – Bild © G. Ewert

Traditionelle Schreine stehen in den Nischen moderner Wolkenkratzer, das Streben nach Perfektion wird mit dem Wabi-Sabi Prinzip ergänzt und die „kürzeste Gedichtsform der Welt“ – das Haiku trifft auf moderne Mangas.

Denkt man an den Sinn für Tradition und Perfektion der Japaner, fällt es nicht schwer sich vorzustellen, dass sie von der Herstellung schottischer Whiskys fasziniert sind.
Die Auswahl der Gerste, der Mälzvorgang, die Trocknung und die wichtige Auswahl des Brennstoffs für den Trocknungsprozess, die Auswahl der Hefe beim Gärprozess, schließlich der Brennvorgang mit den unterschiedlichen Ausprägungen der Stills, gefolgt von Fass-Wahl und Lagerung könnte nicht besser dazu geeignet sein um den japanischen Sinn für Perfektion herauszufordern.

Imressionen Japan
Bild © G. Ewert

Japan und Whisky

1923 wurde in Japan die erste Destillerie „Yamazaki“ von Torii Shoten gegründet. Das Besondere an der Yamazaki Destillerie sind die Stills. Man setzte von vorne herein auf eine große Bandbreite unterschiedlich geformter Stills um eine möglichst breite Palette unterschiedlicher Geschmacksrichtungen anbieten zu können.

Yamazaki sollte nicht die einzige Destillerie bleiben. Masataka Taketsuru, der Yamazaki mit aufgebaut hatte, trennte sich von Torii Shoten und gründete seine eigene Destillerie Yoichi, in der bis heute der gleichnamige Whisky gebrannt wird und die zusätzlich Bestandteile für den bekannte Nikka Blend liefert. https://www.nikkawhisky.eu/de/geschichte/

Insgesamt gibt es inzwischen rund 15 Brennereien in Japan, die sich mit der Herstellung von Whisky beschäftigen. https://blog.alleswhisky.de/liste-aller-whisky-brennereien-japans/

Und damit nähern wir uns dann auch so langsam dem Thema des Abends „Deconstructing Toki, denn zur Herstellung dieses Blended Whiskys wird unter anderem ein Whisky aus dem Hause Yamazaki verwendet.

Yamazaki gehört, wie die anderen Destillerien, die Whisky für den Toki liefern, zu Beam-Suntory dem drittgrößten Spirituosen-Hersteller der Welt. Der Konzern besteht in dieser Zusammensetzung seit 2014, als das japanische Unternehmen Suntory das amerikanische Unternehmen Jim Beam Inc. kaufte (Quelle: Wikipedia)

Constructing Toki

Auch wenn das Motto des Abends im Mr. Peppers’s Restaurant by Whiskykoch in Bessungen unter „Deconstructing“ Toki stand, war es doch eher ein Constructing, wie Chris sogleich einräumte.
Durch den Abend führte uns Brand-Ambassador Daniel Schöll. Die Reise sollte uns dabei durch wesentliche Komponenten des Toki-Blends führen, begleitet von 4 Snacks aus Chris’s Küche mit den Whiskys entsprechenden oder komplementären Snacks.

Hakushu

Wir starteten mit einer Fassprobe aus der Destillerie Hakushu, einer der geschmacklichen Hauptkomponenten des Toki-Blends. Die Fassproben des Abends wurden uns in 50%iger Stärke serviert. Leider gibt es diese Whiskys nicht als Einzelabfüllungen zu kaufen, denn (und hier kommt der Perfektionismus der Japaner zum tragen) sie werden als zu „unrund“ empfunden, um sie so auf den Markt zu bringen. Ich persönlich finde das schade, denn gerade die Ecken und Kanten eines Whiskys machen für mich manchmal den Reiz aus, während ich sehr „runde“ Whiskys häufig etwas langweilig finde.

Der Hakushu präsentierte sich als leichter, sommerlicher Whisky mit fruchtigen und süßen Noten und (Achtung Kante!) frischem Pfeffer im Abgang. Deutlich wahrnehmbar waren Honig- und Birnen-Aromen, die dann auch von Chris im begleitenden Gurken-Birnen-Couskous aufgriff.
Mit etwas mehr Zeit im Glas stellten sich beim Nosing auch noch die der Weißeiche geschuldeten Vanille-Aromen ein. Das die Destillerie leicht getorftes Malz verwendet, war aber kaum wahrnehmbar.
Der pfeffrige Abgang ließt darauf schließen, dass der verwendete Whisky noch recht jung ist, wobei er laut Daniel aber in jedem Fall älter als 3 Jahre ist.
Insgesamt ein interessanter Whisky, den man sich durchaus mal als eigene Abfüllung nach noch en paar zusätzlichen Jahren Reife vorstellen könnte, den es aber wohl leider nie zu kaufen geben wird.

Hakushu Whisky (Fassprobe) mit Snack Gurken-Birnen Couscous
Hakushu Whisky (Fassprobe) mit Snack Gurken-Birnen Couscous – Bild © G. Ewert

Chita

Die zweite Hauptkomponente des Toki besteht aus Single-Grain-Whisky der Destillerie Chita. Verwendet wird die Heavy-Type Variante. Sie macht ca. 50 % des Toki Blends aus. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass der Toki Blend nahezu 50 % Single Malt Whisky enthält, was ein recht hoher Anteil bei einem Blend ist.

Auch hier handelte es sich (leider) nur um eine Fassprobe und der Whisky ist in dieser Form nicht einzeln erhältlich. Erweckte der Whisky beim Nosing erst noch einen leichten Eindruck mit blumigen Noten und einem Huach süßer reifer Früchte, machte er auf der Zunge seiner Einstufung als „Heavy“ alle Ehre. Volumig, kräftig und schwer startete der Whisky auf dem Gaumen um dann seine enorme Süße auszuspielen. Im Abgang zeichnete sich auch dieser Grain durch eine leichte Pfeffernote aus, die aber nicht störte. Das Destillat hinterließ einen schön langen Nachhall.

Dazu kredenzte uns Chris einen Snack aus dunklem Wildreis mit Feigen und Pflaumen, der die Aromen des Whiskys hervorragend unterstützte. Leider ist das Bild zu diesem Gang nichts geworden, was vielleicht der dunklen Grundfarbe und der dezenten Beleuchtung geschuldet war, kombiniert mit meinem Wunsch ohne Blitz zu arbeiten. Sollte einer meiner Leser ein Foto des Gangs haben und mir zur Verfügung stellen wollen, werde ich es hier noch gerne ergänzen.

Glücklicherweise gibt es den Chita aber doch in einer etwas milderen Version zu kaufen. Der Single-Grain-Whisky ist als Kombination der drei Stärken (Heavy, middle, light) (beim Whiskykoch) erhältlich und absolut empfehlenswert.

Chita Single-Grain-Whisky (Fassprobe)
Chita Single-Grain-Whisky (Fassprobe) – Bild @ G.Ewert

Yamazaki

Natürlich darf einer der bekanntesten Whisky Japans nicht fehlen. Wie oben angedeutet steuert auch Yamazaki einen kleinen Teil zum Geschmack des Toki bei. Die Komponente wird in Spanischen Eichenfässern gelagert und ist nicht als Einzelabfüllung erhältlich, was in diesem Fall noch bedauerlicher ist.

Schon beim Nosing machte sich die spanische Eiche bemerkbar und überdeckt beinahe die feinen Kräuternoten, die die Rezeptoren der Nase zusätzlich streichelten. Hinzu kamen würzige Noten.
Auf der Zunge entfaltete sich ein Geschmacksfeuerwerk mit hohem Volumen, würziger Eiche, Sherry-Süße und Noten von Zimt, Koriander, Ingwer und Pfeffer. Ergänzt wurde das Ganze durch einen, in der japanischen Küche nicht wegzudenkenden, Umami-Geschmack.

Von dem Whisky hatten wir lange etwas, denn ein ganz klein wenig bittere Abgang hallte lange nach. Was würde ich nicht für eine Flasche dieses Stoffs geben 🙂

Begleitet wurde dieser Whisky von Chris mit würzigen Fleischklößchen in Sherrysoße. Die Gewürze und Kräuer spiegelten dabei sehr schön die Noten aus dem Nosing wieder.

Yamazaki Whisky (Fassprobe) mit Spicy Fleischklößchen in Sherrysoße
Yamazaki Whisky (Fassprobe) mit Spicy Fleischklößchen in Sherrysoße – Bild © G. Ewert

Toki constructed

Natürlich besteht der Toki noch aus weiteren Anteilen anderer Whiskys, aber die Hauptkomponenten hatten wir nunmehr zusammen und konnten uns nun dem fertigen Blend widmen.
Alle drei zuvor probierten Whiskys konnte man schön in den Noten des Blends wiederfinden.
Leichte Zitrusfruchtnoten, Trockenobst und Kräuter beim Nosing verbanden sich mit den frischen leichten Fruchtnoten im Tasting und einem feinen und cremigen Abgang zu einem runden Gesamtkunstwerk.
Der Toki ist ein wirklich gelungener Blend für Frühjahr, Sommer und Frühherbst. Für den Winter fehlt es ihm aus meiner Sicht etwas an Schwere.
Chris begleitete den Tropfen mit einem nicht zu süßen, fruchtigen Kräuter-Cheesecake, der sich als hervorragende Ergänzung herausstellte.

Den einzigen „Vorwurf“, den man dem Toki machen kann (und hier sind wir bei dem Thema Perfektion) ist, dass er für meinen Geschmack fast ein Bisschen zu rund ist. Ein paar Ecken und Kanten sind mir persönlich, wie schon erwähnt, lieber.

Toki Blend mit fruchtig-kräutrigem Cheesecake
Toki Blend mit fruchtig-kräutrigem Cheesecake – Bild @ G. Ewert

Epilog

Zum Ausklang des Abends gab es dann noch einen weiteren Blend zur Verkostung aus dem Hause Suntory, den Hibiki „Japanese Harmony“ Blend. Die Besonderheit bei diesem Whisky ist die Lagerunge eines Teils des Whiskys in Fässern aus japanischer Eiche, die dem Destillat ein ganz eigenes Aroma verlehen. So findet man dann auch beim Nosing fruchtige Ananas Noten, während der Whisky auf der Zunge ein schönes vollmundiges Aroma mit nussigen Noten entwickelt.

Auch der Hibiki besteht wieder zu annähernd 50% aus Singlemalt Whiskys. Interessant war es zu sehen, dass eine andere Verteilung und Gewichtung der auch beim Toki verwendeten Hauptkomponenten in diesem Fall ein ganz anderes, schwereres Ergebnis produziert.

Hibiki "Japanese Harmony" Blend
Hibiki „Japanese Harmony“ Blend – Bild © G. Ewert