4 Tage ist es her, seit mich die email der Hannover Messe erreichte, dass die Cebit nun Geschichte ist. Ich muss zugeben, dass mich das getroffen hat, denn diese Messe hat mich seit meiner Jugend begleitet und war immer wieder mal ein Teil meiner Freizeitplanung. Ja Freizeit – denn ich gehörte zu den, zuletzt ziemlich ungewollten, Besuchern dieser Messe, die ohne Auftragsbuch vorbeischauten.
In den 80er und 90er Jahren und zu ihrer Blütezeit war diese Messe eine Art Mekka für alle computerbegeisterten Menschen. Die Heimcomputer eroberte gerade die Wohn- oder doch eher Teenager-Zimmer und bereiteten damit den Weg für eine Generation von Computernutzern, die auch später am Arbeitsplatz etwas mit ihren grauen Kästen anfangen konnten. Daher war es auch folgerichtig, dass diese „Non-Business“ Geräte auf der Cebit gezeigt wurden, ob sich die Messe-Organisatoren nun dessen bewusst waren oder auch nicht.
Auch damals war es mit Sicherheit schon so, dass diese Besucher nicht die Zielgruppe für die Auftragsbücher des Tages waren, doch wenn man es mal in der Retrospektive betrachtet, frage ich mich, wieviele dieser Besucher später durch Anforderungen an ihren Arbeitsplatz eine Nachfrage generierten, die auf der Cebit ihren Anfang genommen hatte.
Und mir kann keiner sagen, dass die Mitarbeiter eines Unternehmens keinen Einfluss auf dessen Einkaufsgewohnheiten nehmen, denn die Notwendigkeit von BOYD Strategien spricht eine eine eigene Sprache und führt zu Veränderungen des Unternehmens-Einkaufs.
Ich bin kein IT Einkäufer und ich bin nie in dieser Funktion auf der Cebit gewesen, oder habe dort einen Auftrag geschrieben, aber ich habe jedesmal Ideen und Eindrücke bei diesen Besuchen gewonnen, die Monate später in dem Unternehmen in dem ich arbeitete, zu Einkäufen geführt haben, die vielleicht in dieser Form sonst nie getätigt worden wären.
Daher habe ich die Ausrichtung hin zu einer reinen – und nennen wir es doch mal beim richtigen Namen – „Big Business“ Messe für einen Fehler gehalten.
Denn die oben erwähnten Einkäufe waren eigentlich ein Nebenprodukt meiner privaten Cebit Besuche, denn natürlich war ein Rundgang durch alle Hallen eine Pflichtveranstaltung. Doch mein Hauptaugenmerk lag auf den Spaß mir dort die neuesten technischen Errungenschaften für Geeks und Nerds anzusehen. Natürlich gehörten dazu auch die neuesten Grafikkarten, Konsolen, Betriebsysteme etc. Dieser Spaß wurde einem aber zusehends verleidet, so dass zuletzt Life-Hacking Events am Heise Stand schon fast das Messe-Highlight bildeten.
Und aus meiner Sicht hat die Hannover Messe damit jede Menge Potential verschenkt. Denn sie hat es zugelassen, dass sich andere Messen diese publikumswirksamen Elemente unter den Nagel rissen. Handys auf der CES, Konsolen und Spiele auf der Gamescom um nur 2 Profiteure des Cebit „Dünkels“ zu nennen.
Sinkende Besucherzahlen waren damit vorprogrammiert und natürlich auch der Verlust einer neuen Generation treuer Cebit Anhänger, für die die Cebit DIE Messe sein würde –
vom Verlust zukünftiger Aufträge, die sich nicht direkt den Messetagen zurechnen lassen mal zu schweigen. Hier wäre vielleicht Marktforschung gefragt gewesen, auch seitens der Hersteller, denn ich könnte mir vorstellen, dass in der Vergangenheit manche Antwort auf die Frage nach dem Kaufgrund gelautet hätte:“Habe ich /hat einer meiner Mitarbeiter mal auf der Cebit gesehen“.
Natürlich kann man sich die Frage stellen, ob eine Messe heute noch Zeitgemäß ist. Doch ich bin der Meinung, dass sie das sein kann, wenn man die richtige Mischung aus Business, und themenrelevantem Entertainment findet und der Fokus nicht von vorne herein nur der Umsatz ist, sondern die Zielgruppe. Ich bin der festen Überzeugung, wenn man sich auf Letztere konzentriert – und das sind nicht die Aussteller, sondern die Besucher – dann füllen sich auch die Auftragsbücher der Aussteller – vielleicht nicht direkt während der Messe, dafür aber kontinuierlich im Nachhinein.