Titelbild © Guido Ewert – Cover ©Ella Laurier
Rezension
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»Pakt der Goldhände – verbotenes Archiv«
von Ella Laurier, erschienen im Selfpublishing.
Auch dieses Buch gehört zu meiner BuchBerlin Ausbeute und ich habe mich sehr gefreut, die junge Autorin dort persönlich kennenzulernen. Wir haben uns sehr nett unterhalten und sie hat es geschafft mich neugierig auf ihr Buch und insbesondere auf ihre Protagonistin zu machen.
Das Cover
Bereits dem Cover mit seinen titelgebenden, goldenen Händen kann man anhand des Tintenfasses und der Schreibfedern entnehmen, dass es sich hierbei um eine Geschichte handelt, bei der die Feder zumindest manchmal mächtiger ist als das Schwert. Ein EIndruck der sich zumindest zum Teil bestätigt hat, aber überraschenderweise nicht nur.
Worum es geht:
Kalline ist die Archivleiterin des mittleren Archivs der noch relativ jungen Demokratie auf der Insel Vea. Unruhen erschüttern die Insel und damit auch die noch nicht ganz gefestigte Demokratie, die nach Jahren monarchistischer Herrschaft entstanden ist. Im Zentrum der Ermittlung zu den Vorfällen stehen die »Goldhände«, Menschen, die über magische Fähigkeiten verfügen. Kalline ist gewissenhaft, ehrlich und Bürokratin durch und durch. Als sie auf Unstimmigkeiten und eine merkwürdige Signatur in Verhörprotokollen stößt, geht sie der Sache nach. Dabei bringt sie nicht nur ihr Leben in Gefahr, sondern auch ihr eigenes Weltbild ins Wanken.
Meine Meinung:
Dass Ella Laurier studierte Kulturwissenschaftlerin ist, merkt man dem Roman definitiv an, denn die Welt, die sie hier erschafft, ist gut durchdacht und greift Elemente aus verschiedenen real existierenden Kulturen auf. Das ist geschickt, denn so bleibt diese Highfantasy Welt zu jederzeit greif- und fühlbar, da man auf eigenes Wissen und Erfahrungen zurückgreifen kann.
Kalline ist eine ungewöhnliche Protagonistin, sind doch Bürokraten in unserer heutigen Zeit eher weniger angesehen. Doch die Autorin zeigt anhand ihrer Hauptfigur, dass Bürokratie, in sinnvollem Maß eingesetzt, durchaus ihren Nutzen für eine Gesellschaft hat. Kalline muss im Verlauf der Handlung lernen, über ihren Archiv-Horizont hinaus zu sehen, um einen Blick für das Gesamtbild zu bekommen und sich von ihrer naiven, Theorie geprägten Weltsicht zu verabschieden.
Sehr gut gefallen hat mir, dass sie dabei ihrer Leidenschaft für Gerechtigkeit und Recht treu bleibt und auch in schwierigen Situationen an ihnen festhält, auch wenn ihr ein anderes Verhalten vielleicht gesellschaftliche Vorteile verschaffen würde. (Eine Haltung, die manchem unserer Volksvertreter heutzutage gut zu Gesicht stehen würde.)
Auch die weiteren Charaktere, die sie um sich schart, sind sympathisch, auch wenn die meisten davon Kalline erst einmal skeptisch gegenüber stehen. Zusätzliche Spannung zieht der Roman an dieser Stelle auch aus der Undurchsichtigkeit so mancher Figur.
Der Plot ist fesselnd, verfügt durchaus über eine ordentliche Portion Action (was man bei dieser Protagonistin nicht unbedingt erwarten würde) und mündet in einem Showdown, der es in sich hat.
Unbedingt erwähnenswert ist auch, was sich so alles zwischen den Zeilen verbirgt. So schneidet Ella Laurier in ihrer Drei-Klassen-Gesellschaft nicht nur das Thema Trägheit von Demokratie versus schnelle Umsetzung von erklärte Zielen in einer Monarchie an, sondern zeigt auch, wie schnell Fehleinschätzungen getroffen werden, wenn man die Lebensumstände des anderen nicht wirklich kennt. Korruption und Machtgefälle sowie zweierlei Maß im Rechtssystem sind weitere Aspekte, die in den Text einfließen.
Ein toller Auftakt in diese Trilogie, der durch einen spannenden Plot, eine sympathische Protagonistin und ein fundiertes Worldbuilding glänzt. Ein Hauch Romance und ein überschaubares Maß an Magie runden das Bild ab.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.