Whisky 3D – Juli 2018

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Nachdem ich den letzten 3D urlaubsbedingt verpasst habe, war es sehr schön dieses Mal wieder dabei zu sein. Wie beim aktuellen Hochsommer-Wetter nicht anders zu erwarten, fand der 3D diesmal im nahe gelegenen Orangerie-Garten statt. Und wer immer noch nicht glaubt, dass wir einen extrem heißen, langen Sommer mit zu wenig Regen haben, der sollte weiter unten mal das Gras auf den Fotos mit denen der Vorjahre vergleichen. Verbranntes Steppengras dürfte nicht viel anders aussehen. Womit auch geklärt wäre, dass ich ganz persönlich nicht unbedingt ein Fan dieses heißen Wetters bin. Sonne, unterbrochen mit ein wenig Regen und Temperaturen bis max. 23 Grad finde ich persönlich absolut ausreichend.

Aber nicht umsonst ist ja Schottland mein bevorzugtes Urlaubsland.

Der heiße Sommer scheint auch noch andere Nebenwirkungen zu haben, denn gleich zu Anfang des Outdoor-Tastings zeichnete sich schon mal eine Überraschung ab. Chris teilte uns mit, dass wir diesmal auf unseren lieb gewonnenen Adelphi Privat Stock Blend als Eichwhisky verzichten müssten, da die Quelle zur Zeit ausgetrocknet sei 🙂 .

Als Vertretung sprang der „Highland“ Single Malt Whisky von Spirit & Cask Range ein. Der Tropfen geht leicht über die Zunge und schmeckt nicht schlecht, konnte aber die Stammbesetzung nicht ganz adäquat ersetzen. Aufgrund seines guten Preis/Leistungs-Verhältnisses ist die Abfüllung im Single Malt Bereich aber nicht uninteressant.

Spirit & Cask Range „Highland“ – Bild @ G. Ewert

Whisky No.1

Nach kurzer Beratung einigten wir uns darauf den Eichwert nicht anzupassen und starteten mit der Verkostung des ersten „richtigen“ Whiskys des Abends.
In der Nase machten sich Zitrus- und Brombeer-Noten bemerkbar. Ansonsten blieb der Whisky eher unauffällig und insbesondere Holznoten waren erst einmal nicht auszumachen.

Auf der Zunge wirkte der Whisky angenehm und baute die bereits angedeuteten Zitrusnoten weiter aus. Insgesamt war der Geschmack rund, ein wenig pfeffrig im Abgang, aber es fehlte etwas die Komplexität.
Die Gesamtnote war dann auch eine gute 5,25 im Durchschnitt mit einem Spektrum zwischen 4-6 Punkten. Insgesamt ein angenehmer Whisky ohne große Ecken und Kanten.

Es handelte sich um eine Abfüllung des unabhängigen Abfüllers Gordon & MacPhail. Der „Orkney“ aus der Gordon & MacPhail´s Collection stammt natürlich aus Fässern von Highland Park und durfte 8 Jahre im Fass reifen, eher er mit 43 % in Flaschen abgefüllt wurde. Zu den Fässern selber gab es keine Hinweise auf der Flasche. Die fehlende Angabe von Zusatzstoffen lässt den Schluss zu, dass die Farbe natürlichen Ursprungs ist.

Die Gordon & MacPhail Abfüllung ist in jedem Fall eine gute Alternative zur jüngsten Standardabfüllung von Highland Park.

Gordon & MAcPhail „Orkney“ – 5,25/10 Punkte – Bild © G. Ewert

Whisky No. 2

Das legte die Latte für den 2. Whisky des Abends natürlich schon mal ein wenig höher.
Dieser kam dann gleich ganz anders daher. Eine rauchige Nase mit Zitrus und Kirschnoten setzte den Whisky gleich richtig in Szene.
Satt und mit einem schönen Volumen setzte der Whisky seinen Auftritt auf der Zunge fort. Lakritz, der leicht medizinische Geschmack von malzigen Brustkaramellen und ordentlich süße Noten mit einem Hauch Kirsche ließen kaum Wünsche offen. Getoppt wurde das Ganze von einem wirklich langen Abgang. Auch die kräftigen Holznoten machten ordentlich Spaß.

Insgesamt ein ganz hervorragendes Destillat, mit dem man sich wunderbar einen ganzen Abend vertreiben kann, ohne mehr als 1-2 Gläser einschenken zu müssen. (Was man dann letztendlich macht…) 😀

Der Whisky schmeckte auch der Tasting-Versammlung des Abends insgesamt recht gut und so wurde der Tropfen mit 7,6/10 Punkten ordentlich hoch bewertet, was den Orkney schon mal auf Platz 2 zurückschob.

Die intensiven Aromen sind um so erstaunlicher, als es sich bei der Abfüllung noch nicht mal um einen „richtigen“ Whisky nach schottischen Maßstäben handelte, denn der St. Kilian „The Peat Marriage“ durfte gerade einmal 16 Monate in Fässern aus Islay, Texas und Kentucky reifen. Die erstaunlichen Geschmacksnoten lassen natürlich auf First Fill Fässer schließen, auch wenn dies (abgesehen von der Verwendung neuer Fässer) nicht ausdrücklich auf der Flasche erwähnt wird.
Die St. Kilian Destillers sind im übrigen in Deutschland beheimatet und zwar im gar nicht mal so weit von Darmstadt entfernten Rüdenau.

St. Kilian „The Peat Marriage“ – 7,6/10 Punkten im Tasting – Bild © G. Ewert

 

Whisky No.3

Das machte es dem 3. Kandidaten des Abends natürlich nicht gerade leicht, doch so schnell gab sich dieser nicht geschlagen.
Beim Nosing zeigte dieser Whisky eine schöne voluminöse Holznote mit einem deutlich süßen Touch, der von Sherry oder Portweinfässern stammen musste.
Auch auf der Zunge präsentierte er sich sehr interessant. Holznoten, Malz, süße Kirschen und Bitterschokolade gaben sich die Ehre. Allerdings hatte der Whisky einen gewissen Eigengeschmack, der nicht so recht zu schottischen Malt Whiskys passen wollte, was einige Taster schon an Bourbon denken ließ.

Nach der Country & Western Einlage von „Molly Alone“ auf dem Sommerfest des Whiskykochs wäre es natürlich nicht verwunderlich gewesen, wenn Chris uns etwas in dieser Richtung präsentiert hätte. Auch die ungewöhnliche Flaschenform in Form eines riesigen Flachmanns ließ uns quer denken.

Letztendlich lagen wir mit Bourbon aber doch falsch. Bei dem mit 47% abgefüllten Whisky der Mountain Spirits LLC handelte es sich um einen Pennsylvania Rye Whisky, der (die Nase hats gerochen) in Portweinfässern gefinished wurde.
Das aus den USA derzeit nicht nur Trumpeltiere kommen, zeigte sich in der guten Bewertung, denn der Whisky erreichte 7,25/10 Punkten. Vertrieben wird der Whisky unter dem Lable „Dad´s Hat“ und wer Gefallen an ihm findet, kann zunächst einmal entspannt in die Zukunft sehen, denn Rye Whiskys stehen derzeit noch nicht auf der „Strafzoll-Liste“ der EU.

Dad´s Hat Pennsylvania Rye – 7,25/10 Punkte – Bild © G. Ewert

 

Beim Photo-Finish ergab sich somit ein für Whisky Tastings eher ungewöhnliches Bild:

  1. Platz: Deutschland – St. Kilian „The Peat Marriage“ – 7,6/10 Punkte
  2. Platz: USA – Dad´s Hat „Pennsylvania Rye“ – 7,25/10 Punkte
  3. Platz: Schottland – Gordon & MacPhail „Orkney“ – 5,25/10 Punkte