Cover des Buchs "Femizid" vor dem Hintergrund eines leeren, schlecht beleuchteten Parkplatzes

Femizid von Yana Svelush

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Rezension

»Femizid – Buch zum Film«, von Yana Svelush, erschienen im Selfpublishing.

Inhalt:

Es ist Freitag Nachmittag, kurz vor Feierabend. Melissa freut sich auf einen Wochenendurlaub mit ihrem Freund, als ihr missgünstiger Kollege Gregor ihr mit Rückendeckung ihres Chefs noch eine mehrstündige Aufgabe aufs Auge drückt. Ausgelaugt und übermüdet macht sie sich Stunden später auf den Weg ins Wochenende. Eine Fahrt mit ungewissem Ausgang.

Meine Meinung:

Es läuft einem beim Lesen kalt den Rücken runter, wenn man bedenkt, dass das, was Yana Svelush in dieser Geschichte so intensiv beschreibt, Realitäten und Alltagsängste sind, mit denen sich viele Frauen jeden Tag konfrontiert sehen.

2023 wurden 155 Frauen Opfer tödlicher Gewalt durch ihre Partner und Expartner und 256276 Fälle häuslicher Gewalt wurden registriert. (Quelle: BMI) Die Dunkelziffer liegt deutlich höher.
Was da noch an Belästigungen und misogynem Verhalten im Alltag obendrauf kommt, kann ich als Mann gar nicht wirklich einschätzen.

Yana Svelush schafft es, mit diesem Kurzroman eine Vielzahl dieser Dinge greifbar darzustellen. Da ist Gregor, der Arbeitskollege, der sich durch Melissa in seinem Job bedroht sieht und dessen wenig kritische Selbsteinschätzung durch eine Frauenquote im Unternehmen noch befeuert wird. Da ist ihr Chef, der den Konkurrenzkampf zwischen den beiden ausnutzt und seine Macht missbraucht, indem er ihre Ängste schürt und sie so zwingt, über ihre Grenzen zu gehen.

Das diffuse Gefühl einer Bedrohung in dunklen Parkhäusern und auf einsamen Parkplätzen wird genauso fühlbar, wie Melissas beständiger Versuch sich von diesen Gedanken frei zu machen.

Das Buch beinhaltet zwei Versionen der Geschichte und es ist interessant zu sehen, wie die Autorin in der Zeit zwischen den Varianten erzählerisch gewachsen ist und um welche Facetten reicher die Erzählung durch das Einbringen verschiedener Perspektiven wird.

Ein wichtiges Buch (und ein Film!) in einer Zeit, in der die Art von Politik, die die Zeit zurückdrehen möchte, auf dem Vormarsch ist. Eine Geschichte die zeigt, dass der Weg zur Gleichberechtigung noch lang nicht zu Ende ist, aber auch verdeutlicht, welche Fortschritte gerade schon wieder auf dem Spiel stehen.

Hier geht es zum Film Teaser : https://www.youtube.com/watch?v=YSKZoAEoBtc