Zunächst war ich diesmal etwas skeptisch, ob der Whisky 3D Juni überhaupt stattfinden, oder aufgrund fehlender Teilnehmer, ausfallen würde, fiel der Termin doch mit dem EM Spiel Deutschland-Polen zusammen.
Doch augenscheinlich hat die Verkostung von Whisky noch bei einigen anderen Gleichgesinnten einen höheren Stellenwert als die EM und so fand sich eine repräsentative Gruppe von 12 Personen zum Tasting ein.
Und dieses Tasting hatte es wirklich in sich und dürfte, hinsichtlich der Durchschnittswertungen, als eines der potentesten Tastings in die Whisky 3D Historie eingehen.
Der Eichwhisky
Diesmal diente uns nicht der bekannte Dhun Bheagan Blend als Messlatte, sondern ein echter Blend Klassiker, der Muirhead’s Blue Seal. Muirhead war ursprünglich ein Familienunternehmen. Die Familie betrieb ein Whisky- und Weinhandelsunternehmen mit Sitz in Edinburgh. 1824 gegründet wurde es 1920 von Glenmorangie übernommen. Der Muirhead´s Blue Seal blended Whisky avancierte in dieser Zeit zu einer starken und bekannten Marke, die in verschiedenen Märkten (USA, Südafrika, Europa…) vertrieben wurde.
2008 wurde Muirhead dann von den Inhabern der Tullibardine Destillerie übernommen und wird heute in über 30 Ländern vertrieben. Muirhead bedeutet übrigens „Höchster Punkt im Moor“.
Abgefüllt mit 40% wartet der Muirhead beim Nosing mit einer unauffälligen Holznote und leichten fruchtigen Aromen auf. Auf der Zunge setzen sich die Holznoten fort mit einer leichten Bitterkeit und zarten Orangennoten. Insgesamt fehlt es dem Blend etwas an Mehrschichtigkeit. Er wirkt etwas eindimensional. Dafür wird man mit einem angenehmen, mittellangen Abgang entschädigt.
Insgesamt kein schlechter Ersatz für den Dhun Bheagan Blend. Letzteren würde ich allerdings, wenn ich wählen müsste, vorziehen. Der Unterschied war allerdings nicht so groß, dass eine Verfälschung der Bewertung zu befürchten war.
Whisky 1 – Armorik Dervenn Whisky de Bretagne
Der nächste Whisky im Glas machte gleich einmal mit seiner intensiven, goldgelben Farbe auf sich aufmerksam. Im Nosing zeigten sich süßliche und blumige Noten, sowie ein deutlich wahrnehmbares Bananen-Aroma. Abgerundet wurde das Alles von einem Hauch Rauch.
Es ist ja nicht immer so, dass die Noten aus dem Nosing auch im Taste vorhanden sind. Hier war dies jedoch 1:1 der Fall. Auch auf der Zunge fanden sich Holz-, Orangen- und Bananen-Aromen in Verbindung mit Salz, Rauch und Malz. Ein gutes Volumen und ein angenehmer Abgang rundeten das Bild dieses wirklich sehr leckeren Whiskys ab.
Es handelte sich, passend zur EM in Frankreich, um einen französichen Whisky. Diese auf 1500 Flaschen limitierte Ausgabe des Armorik wurde in Eichenfässern gelagert und mit 46 % abgefüllt. Außer einer Lagerung an der Nordküste Frankreichs in der Bretagne erhält man leider kaum weitere Informationen zu der Abfüllung. Löblicher Weise ist der Whisky weder gefärbt, noch kühl filtriert. Hergestellt wird der Tropfen von der Warenghem Destillerie.
Mir hat der Whisky wirklich sehr gut gefallen. Mit meiner Wertung von 7 Punkten lag ich dabei etwas über dem Schnitt von guten 5,75/Punkten.
Whisky 2 – The Whisky Chamber Craigellachie
Der nächste Whisky war deutlich heller in der Farbe als unsere Nummer 1, der Geruch dagegen um so komplexer.
Apfelnoten, Lavendel, Zitrus, Holz- und Vanille überfluteten die Geruchsnerven.
Der erste kleine Schluck offenbarte gleich, dass es sich um eine hochprozentige Fassstärke handeln musste. Holznoten, erdige Töne, aber auch Süße, Honig und Früchte, gepaart mit einem unglaublichen Volumen fluteten die Geschmacksnerven. Kombiniert wurde das Ganze mit einem schon fast unglaublich langen Abgang. Unter Zugabe von Wasser wurden die fruchtigen und süßen Aromen noch weiter aufgeschlossen.
Die Craigellachie Destillerie wurde 1891 in der Region Speyside, Moray erbaut. Heute gehört sie zur Bacardi Martini Gruppe. Abgefüllt wurde dieser Craigellechie vom unabhängigen Abfüller „The Whisky Chamber“ und das in einer schon fast unanständig potenten Fassstärke von 62,8%. 14 Jahre durfte der Whisky dabei in Ex-Bourbon-Hogshead Fässern lagern. Abgefüllt wurde er ungefärbt und unfiltriert.
Von mir erhielt der Whisky 8 Punkte. Im Durchschnitt erlangte er hervorragende 7,25/10 Punkten
Whisky 3 – Kilchoman 100% Islay 6 Jahre
Wer bislang Rauch und Torf vermisst hatte wurde bei Whisky No. 3 definitiv fündig.
Schon im Nosing gab es Rauch, Torf, kaltes Kaminholz und erdige Noten im Überfluss.
Auch auf der Zunge breiteten sich sofort Holznoten, Rauch, Malz und salzige Noten aus. Wir befanden uns zweifellos auf Islay.
Der Whisky blieb trotzdem weich und smooth mit einem grandiosen Volumen, einem langen Abgang und einem Hauch Süße.
Das Besondere am Kilchoman 100% Islay ist das Fertigungsverfahren. Bei diesem Whisky macht die kleine Farm Destillerie alles von Grund auf selber. Das Getreide wird selber angebaut, gemälzt und destilliert. Danach lagert der Whisky für 6 Jahre in Bourbon Fässern.
Und diese Mühe zahlt sich aus, denn der Whisky schaffte es den wirklich hervorragenden Craigellachie auf den zweiten Platz zu verweisen. Von mir mit 9 Punkten bewertet, erhielt der Whisky im Schnitt 7,46 Punkte und errang damit den Tagessieg.