Selten ist der Sommer so gut, oder sagen wir einfach warm, gewesen, wie in diesem Jahr. Da man die Feste feiern soll, wie sie fallen, nutzten wir auch im Juli 3D das schöne Wetter aus und verlegten das Tasting kurzerhand wieder in die Orangerie.
Natürlich starteten wir wieder mit unserem klassischen Eich-Whisky, dem Adelphi Privat Stock Blend um für alle die Messlatte auf die gleiche Höhe zu legen.
Nachdem wir den leckern Tropfen verkostet hatten, konnte es dann losgehen mit
Whisky No. 1
Die Flasche wurde von Chris frisch geköpft, so dass wir uns beim Nosing Zeit ließen. Zu Anfang bestimmten kräftige Noten und ein Hauch Spiritus den Eindruck. Nach kurzer Zeit jedoch verflogen die sprittigen Noten und Birne, Zitrone, unreife Bananen und Kaffee positionierten sich im Vordergrund.
Diese Kombination einer komplexen Nase legte die Messlatte für den Geschmack recht hoch. Leider konnte der Whisky diese Erwartungen geschmacklich nicht ganz erfüllen. Er wirkte recht leicht auf der Zunge mit etwas bitteren Noten, ergänzt um Pfeffer und einem süßlichen Abgang. Dem Whisky fehlte es insgesamt ein wenig an Volumen. Umso überraschender war, dass der Abgang einen relativ langen Atem hatte.
Insgesamt präsentierte sich der Whisky etwas kontrovers. Das Ergebnis waren dann 4,23 Punkte in der Gesamtwertung.
Es handelte sich um einen 8 Jahre gelagerten Single Cask Benrinnes. Der Whisky durfte die 8 Jahre in einem Bourbonfass verbringen und wurde in Roséweinfässern gefinisht. Abgefüllt wurde er mit 46% Trinkstärke vom unabhängigen Abfüller Hepbourn‘ s Choice.
Insgesamt ging das beim Nosing gezeigte Potential leider etwas auf der Zunge verloren. Vielleicht hätte dem Tropfen eine Abfüllung in Fassstärke besser getan.
Whisky No. 2
Nach einer kurzen Anwärmphase entwickelte sich bei Whisky No. 2 eine sehr interessante, komplexe Nase. Insgesamt bestimmten süßliche Aromen das Nosing. Insbesondere eingelegte Rosinen, Rum, Schokolade, Zimt und Holz waren zu identifizieren.
Auch auf der Zunge blieb das Süße Aroma erhalten, wenn auch nicht so intensiv, dass man gleich an eine Sherry-Lagerung denken würde.
Der Whisky präsentierte sich auch auf der Zunge sehr süß, weich und mit einem sich langsam aufbauenden Volumen. Blumige Noten und Toffey schmeicheln der Zunge und verbinden sich zu einem samtigen Geschmack, der in einem langen Abgang mit Weißweinnoten endet.
Es handelte sich um eine Abfüllung von James Eadie. Der Name ist unter Whisky lIebhabern durchaus nicht unbekannt, wurde aber in jüngerer Zeit erst wiederbelebt und zwar, wie Chris erklärte, vom Sohn des früheren Inhabers.
Die 8 Jahre alte Abfüllung wurde in Sherry und Bourbon Fässern gelagert und dann miteinander verheiratet, was erklärt, das das Sherryfass nicht so offensichtlich zu erkennen war. Ungefiltert und ohne Colorierung durfte der Whisky in 46 % Trinkstärke von den Small Batches in die Flaschen umziehen.
Der Whisky erhielt eine gute Bewertung mit durchschnittlich 5,85/10 Punkten und verwies damit den Benrinnes auf die Plätze.
Whisky No. 3
Nun musste sich zeigen, ob der dritte Kandidat des Abends das Zeug dazu hatte den Linkwood noch vom Thron zu stoßen.
Würde man rein nach der Nase gehen, hätte man wohl genau so gut eine Schüssel Obstsalat aus alten Obstsorten vor sich stehen haben können, so intensiv war der Geruch nach Früchten. Äpfel, Birne und auch ein Hauch Ananas streichelten die Nase.
Auf der Zunge präsentierte sich der Whisky unheimlich süß mit reifen Bananen und Apfelnoten, die nur durch eine ganz leichte Bitterkeit gestört wurden.
Im Abgang war der Whisky leicht pfeffrig, behielt aber seine Grundnoten ansonsten bei. Bei der Zugabe von Wasser traten die bitteren Noten etwas in den Vordergrund.
Diese dürften auch dafür verantwortliche gewesen sein, dass sich der Whisky mit 5,62/10 Punkten knapp dem Linkwood geschlagen geben musste und Platz 2 belegte. Es handelte sich um einen 19 Jahre alten Clinelysh, der in Hogshead Bourbon Fässern heranreifen durfte. Abgefüllt wurde er von Wemyss mit 46% Trinkstärke.
Man muss dem Whisky wirklich attestieren, dass er den Namen „Pommes Piquante“ aufgrund seiner fruchtigen Apfelnoten absolut verdient hat.