A.D. Rattray Cask Islay Sherry Edition

Whisky 3D – Oktober 2019

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Welcome Back oder so ähnlich.
Leider habe ich es zeitlich nicht geschafft für August den 3D aufzubereiten und den September 3D habe ich leider verpasst, da ich im Urlaub war. Daher melde ich mich nun zurück mit den Tasting-Notes des Oktober 3D.

Dieser war, im Gegensatz zum September 3D von dem ich gehört habe, dass es eher eine kleine lauschige Gruppe war, gut besucht. Chris führte durchs Programm und gestartet wurde natürlich (wie zuletzt immer) mit dem Privat Stock Blend von Adelphi.

Nachdem wir unsere Zungen somit vorbereitet hatten, konnte es dann mit

Whisky No. 1

losgehen.

Beim Nosing dominierten schwere süßliche Noten, die nach einigen Minuten im Glas um Veilchenaroma und Zitrusnoten ergänzt wurden.

Auf der Zunge präsentierte sich der erste Kandidat dann auch erst einmal süßlich, mit pfeffrigen Akzenten. Insgesamt wirkte der Whisky sehr leicht, wenig voluminös mit einem mittellangen, leider etwas bitteren Abgang, den mehrere Tasting-Teilnehmer als störend empfanden. Die Bitterkeit blieb dann auch am längsten auf der Zunge hängen.

Dies machte sich dann auch in der Bewertung bemerkbar. Mit 5,43 von 10 Punkten erhielt der Whisky eher eine mittlere Bewertung, wobei das Spektrum zwischen 4-7 Punkten lag.

Es handelte sich um „The Glen Allachie“, einen 10 Jahre alten Speyside Whisky mit Portwood Finish. Der Whisky wurde mit 48% abgefüllt und weder gefärbt noch kühlfiltriert.

Die 2019 mit dem „Scottish Whisky Destillery of the year“ Award ausgezeichnete Destillerie kann auf eine bewegte Vergangenheit mit einigen Hoch und Tiefs zurückschauen . Seit 2017 ist sie unabhängig, geführt von Billy Walker, Trisha Savage und Graham Stevenson.

Im Gegensatz zu den vielen neu entstehenden Whisky-Brennereien, konnten die neuen Inhaber auch einen Grundstock an Whiskys übernehmen, so dass Abfüllungen wie dieser 10 jährige jetzt schon möglich sind.

Es wird bestimmt spannend sein zu schmecken, wie sich der Style des Whiskys mit den neuen Inhabern entwickeln wird.

The Glen Allachie 10 Jahre
The Glen Allachie 10 Jahre Portwood Finish – uncoloured, non chill filtered, 48% – 5,43/10 Punkte – Bild © G. Ewert

Mehr Infos zu Destillerie unter https://theglenallachie.com

Damit war die Messlatte für

Whisky No. 2

nicht zu hoch gelegt.

Beim Nosing war aber erst einmal fraglich, ob dieser Whisky das Zeug dazu haben würde den Glen Allachie vom 1. Platz zu verdrängen, denn zunächst einmal war ein kräftiger Spiritus Geruch wahrzunehmen, der nicht so wirklich einladend schien. Allerdings legte sich das nach einer Weile im Glas, so dass zwei Vermutungen nahe lagen: 1. Das die Flasche eventuell gerade erst für unser Tasting geöffnet wurde und 2. der Whisky einen höheren Alkoholgehalt aufweisen würde als der Vorgänger.
Zumindest Letzteres sollte sich als richtig erweisen.
Gab man dem Whisky etwas Zeit im Glas verschwand der Spiritusgeruch etwas und leicht süßliche Zitrusnoten kamen zum Vorschein. Allerdings blieb der Whisky trotzdem beim Geruchstest hinter Kandidat No. 1 zurück.

Dafür punktete er dann aber beim Tasting. Auf der Zunge zeigte er sich schon vom Start weg schön vollmundig, kräftig mit voluminöser Süße, die bei Zugabe von Wasser sogar noch verstärkt wurde. Hatte der Whisky dann den ganzen Mundraum erobert, waren schöne Holz- und Malznoten zu verzeichnen. Das Ganze wurde dann von einem weichen Abgang mit nur ganz wenigen bitteren Noten abgeschlossen.

Insgesamt ein sehr leckerer Whisky, dem nur beim Nosing das gewisse Etwas fehlte.
Entsprechend viel auch die Bewertung aus. Mit 5,85/10 Punkten konnte Kadidat No. 2 den Glen Allachie vom ersten Platz verdrängen.

Es handelte sich um eine Abfüllung des unabhängigen Abfüllers Hunter Laing aus der „Old Malt Cask“ Reihe. In diesem Fall um ein Destillat der Brennerei Mortlach, dass 2007 ins Fass gefüllt wurde um im April 2018 abgefüllt zu werden. Der Single Cask Malt wurde dabei mit 57, 1% in Fassstärke belassen. Das Lable weist das Fass als „Sherry finished Butt“ aus und ergab 649 Flaschen.

Also schon ein eher exklusiver Tropfen.

Hunter Laing Mortlach 2007 Single Cask
„Old Malt Cask“ Mortlach 2007 Single Cask 57,1% – 5,85/10 Punkte – Bild © G. Ewert

Whisky No. 3

Der letzte Whisky sollte nun also darüber entscheiden, wie die Rangfolge an diesem Dienstag final aussehen sollte und er startete fulminant.
Beim Nosing offenbarte sich sofort, dass wir es mit einem rauchigen Kandidaten zu tun haben würden.
Allerdings präsentierte sich der Whisky mit mehr als platten Rauchnoten. Eingebettet darin fanden sich Noten von Liebstöckel, Sellerie, Salz und einige Teilnehmer machten sogar etwas Chlor bei den Aromen aus.

In jedem Fall ein sehr komplexes Spektrum an Gerüchen, dass der Nase einiges zu tun gab, was ich persönlich immer besonderes gerne mag. Solche Whiskys bezeichne ich spaßeshalber immer als „Meditations-Whiskys“, weil ich alleine mit dem Nosing erhebliche Zeit verbringen kann, ehe ich überhaupt zum Verkosten übergehe.

Häufig ist es dann ja so, dass so mancher Whisky beim Tasting dann nicht hält, was das Nosing versprochen hat. Doch dies konnte man unserem letzten Kandidaten des Abends nicht unterstellen. Kräftige Süße, ein tolles Volumen von Süße, Rauch und Holz sowie ein schöner langer Abgang ohne störende Bitter-Aromen rundeten das Bild ab.

Natürlich sind solche Eindrücke subjektiv, was sich auch bei diesem Whisky im Bewertungs-Spektrum zeigte. Die Punkte reichten von 1-8, was schon recht extrem war.

Insgesamt erreichte der Whisky damit 6,27/10 Punkten und sicherte sich somit den Tagessieg.

Der „Cask Islay“ wurde vom unabhängigen Abfüller A.D. Rattray in die Flasche gebracht. Woher die kräftige Süße kam ist schnell erklärt, prangt doch auf dem Label rot unterlegt der Zusatz „Sherry Edition“. Abgefüllt wurde der Whisky mit satten 59,9% Fassstärke, die man ihm aber kaum anmerkt, so weich, wie dieser Whisky wirkt.

Aus meiner Sicht ein wirklich toller Whisky und ein verdienter Tagessieger, auch wenn er nicht über eine Jahresangabe verfügt.

A.D. Rattray Cask Islay Sherry Edition
A.D. Rattray Cask Islay Sherry Edition 59,9% – 6,27/10 Punkte – Bild © G. Ewert